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6. Die Moderation: Foren und Chats ersetzen den moderierten Diskurs (nur) teilweise

  • Eine "echte" Moderation, die gleichsam das Herz des hermeneutisch-diskursiven Unterrichts darstellt, kann nur ansatzweise digital simuliert werden. Dennoch muss nicht gänzlich auf Diskursivität und mäeutische Unterrichtsgespräche verzichtet werden.
  • Forumsdiskussionen können online durchgeführt werden. Es ist darauf zu achten, dass die Zahl der Teilnehmer an einem Diskussionsthread nicht zu groß ist. Gegebenenfalls wird in mehreren Threads - gleichsam als arbeitsgleiche Gruppenarbeit - an denselben Thesen gearbeitet.
  • Je nach Alter und Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler können Forumsdiskussionen – als gleichsam verlangsamte und verschriftlichte Simulation einer mündlichen Diskussion – genutzt werden, um Bündelungen und Moderationsschritte zu üben (z.B. notiert die/ der Lehrer/in nach einem Thread: „An dieser Stelle wäre eine Bündelung der bisherigen Argumente hilfreich. Bitte erst weiter diskutieren, nachdem jemand diese Bündelung vorgenommen hat.)
  • Chat-Diskussionen in größeren Gruppen zu einem anspruchsvollen Thema können schwierig sein. Die eigene Schreibgeschwindigkeit und die Fülle an formulierten Gedanken machen es manchmal sehr schwer, dem Gesprächsverlauf zu folgen. Verhandlungen in Foren und Blogs sind hier unproblematischer. Zeitvorgaben (z. B. „Jeder postet mindestens zwei Gesprächsbeiträge bis Dienstagabend um 18.00 Uhr.“) sind sinnvoll und hilfreich.
  • Echtzeit-Videodiskussionen sind möglich, brauchen aber klare Regeln. Je nach Gruppengröße muss sehr intensiv auf Gesprächsdisziplin und Gesprächsreihenfolgen geachtet werden. Es ist empfehlenswert, dass nicht-sprechende Teilnehmer ihre Mikrofone ausschalten.

 

7. Die Diagnose und Rückmeldung im Lernraum: Praktikables Maß zwischen individueller und kollektiver Rückmeldung

  • Wie beschrieben steueren Material und Aufgaben das Erstellen materiell greifbarer Arbeits- und Lernprodukte.
  • Es muss mit einem praktikablen Maß an kollektiver (z.B. durch Musterlösungen und exemplarische Fehlerkorrektur) und individueller Rückmeldung gearbeitet werden.  Der Zeitaufwand für die Lehrerin und den Lehrer müssen dabei in einem vernünftigen Verhältnis zur Notwendigkeit und zum Umfang der individuellen Beratung führen! Der Anspruch einer permamenten individuellen Rückmeldung kann in den meisten Fällen kaum Aufrecht erhalten werden!
  • Diagnostische Rückmeldungen und Hilfsangebote können sporadisch individuell geleistet werden. Lernprodukte und Aufgabenbeantwortungen können begutachtet und kommentiert werden. Die Rückmeldung erfolgt knapp schriftlich. Wo dies erforderlich ist, kann grundsätzlich auch telefonisch rückgemeldet und beraten werden.
  • Es hat sich bewährt, dass ausgewählte Produkte als Musterlösungen bzw. als Hinweis auf bestimmte Entwicklungsfelder kommuniziert werden. Hier muss unbedingt darauf geachtet werden, dass einzelne Schülerinnen und Schüler dabei nicht bloßgestellt oder dass ihre Arbeiten – auf der anderen Seite – nicht zu häufig als mustergültig dargestellt werden. Über eine Anonymisierung der Produkte, die als Lösungsvorschlag angeboten werden, ist nachzudenken.
  • Schüler-Schüler-Rückmeldungen sind grundsätzlich auch möglich. Die Zusammenarbeit kann per Mail oder auf Lernplattformen erfolgen.
  • Lern-, Übe- und Diagnoseplattformen im Internet arbeiten durchaus professionell und hilfreich. Rechtesituationen, Sicherheitsfragen und der vermeintlich kommerzielle Hintergrund der Angebote müssen dabei kritisch in den Blick genommen werden.

 

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